Das Freundlichkeits-Experiment

freundlichkeit

Heute möchte ich Dir dazu einladen, ein psychologisches Experiment durchzuführen.

Der Versuchsaufbau ist ganz einfach:

Du brauchst nur Dich und die Einstellung, allem und jedem mit Freundlichkeit zu begegnen.

Das ist alles, was Du brauchst.

Keine besondere Ausrüstung nötig.

Oder doch?

Freundlichkeit klingt einfach

Der Versuchsaufbau klingt wirklich einfach, aber vielleicht sollte ich Dich der Fairness halber vorwarnen:

Es könnte sein, dass das Experiment nicht ganz so leicht durchzuhalten ist, wie es scheint.

Beim Durchlesen ist alles sonnenklar.

Freundlich sein, zu allem und jedem, das sollte doch zu schaffen sein, zumindest für einen Tag, oder?

Eine gute Einstellung ist schon mal toll, dann kann es ja losgehen.

Das Experiment beginnt

Der Wecker klingelt oder Du wirst durch ein anderes Geräusch geweckt.

Wie begegnest Du der von Dir vorgeplanten Schlafunterbrechung durch einen Wecker normalerweise?

Haust Du auf die Schlummertaste, um Dich nochmal rumzudrehen?

Oder schimpfst Du vor Dich hin oder gar den Wecker an, wenn er Dich aus dem Schlaf reißt?

Wie könnte eine freundliche Reaktion auf den Weckruf aussehen?

Vielleicht magst Du Dich ja auch mal bei Deinem Wecker bedanken, dass er tagaus, tagein seinen Dienst in Deinem Schlafzimmer so brav erledigt und Dich verlässlich weckt?

Wer oder was weckt Dich?

Wie schaut es aus, wenn Dich jemand oder etwas anderes aus Deinen Träumen weckt?

Das intensiv hörbare Schnarchen Deines Partners zum Beispiel oder Geräusche aus dem Garten Deiner Nachbarn, die es als gute Idee empfinden, morgens um 07:00 Uhr Rasen zu mähen?

Schließlich ist das werktags und damit auch am Samstag erlaubt. Die Zeit will genutzt werden!

Möglicherweise hat es sich auch eine gurrende Taube auf Deinem Fensterbrett gemütlich gemacht oder der Paketbote klingelt, obwohl Du ihm eine Abstellerlaubnis erteilt hast?

Du bist noch nicht ganz wach, aber schon mitten drin im Experiment Freundlichkeit und hast jetzt die Chance, Deine erste Bewährungsprobe zu bestehen.

Vor dem Frühstück geht’s schon los

Du stehst auf und machst Dich auf den Weg ins Bad, wo Du kurz erschrickst, als Du in den Spiegel schaust.

Freundlichkeit ist heute angesagt, nicht vergessen!

Was ist das Netteste, das Du Dir jetzt sagen kannst?

„Guten Morgen, meine Liebe, Du siehst so aus, als könntest Du einen Kaffee vertragen!“

Sehr schön, so langsam wird Dir bewusst, welch eine Herausforderung dieses Experiment darstellt.

Am Küchentisch genießt Du in Ruhe Dein Frühstück.

Vielleicht hetzt Du normalerweise durch diesen Teil des Tages, weil Du schon auf Deine Liste mit den Aufgaben schaust, die Du erledigen willst.

Heute bist Du freundlich und friedlich mit Dir und gönnst Dir die Zeit, die es eben braucht, um zu frühstücken, ohne in Stress zu geraten.

Du bist freundlich via WhatsApp

Beim Blick auf Dein Smartphone siehst Du, dass eine Bekannte von Dir bereits 3 WhatsApp Nachrichten gesendet hat.

Sie möchte sofort eine Antwort und anstatt Dich darüber zu ärgern, nimmst Du Dir Zeit für eine ausführliche und freundliche Antwort.

Merkst Du, wie sich das Experiment Freundlichkeit langsam aber sicher ganz gut anfühlt?

Indem Du Dir vornimmst, freundlich zu sein, bremst Du automatisch das Tempo Deines Tages ab und behandelst vor allem Dich selbst mit viel mehr Nachsicht und Freundlichkeit.

Das ändert Deine Stimmung und Du reagierst um einiges ruhiger und gelassener als sonst auf Dein Umfeld.

Kann es wirklich so einfach sein?

Das kann es tatsächlich, wenn Du es schaffst, jederzeit im Hier und Jetzt zu bleiben und Dich in Gedanken selbst immer wieder an das Experiment erinnerst.

Schwierig wird es dann, wenn Zeitdruck entsteht und Dir die Kontrolle über die Dinge im Außen zu entgleiten droht.

Sobald jemand zum Beispiel keine Rücksicht auf Dein Bedürfnis nach Ruhe oder Rückzug nimmt, kann es gerade für uns Introvertierte schnell kippen.

Auch wenn Du ein Schlafdefizit hast und generell schon gestresst bist, wird es schwieriger, das Experiment für einen kompletten Tag lang durchzuhalten.

Falls die Freundlichkeit unterwegs verloren geht…

…kann es helfen, wenn Du Dir eine Erinnerung an das Experiment Freundlichkeit auf Deinem Smartphone einrichtest.

Oder Du hängst Dir ein paar Post-it Klebezettel in der Wohnung verteilt auf, die Dich an das Experiment erinnern.

Dieses Experiment kannst Du übrigens auch sehr gut mit Deiner Familie ausprobieren.

So könnt Ihr Euch gegenseitig an das Experiment erinnern und ein tolles Spiel daraus machen.

Freundlichkeit innerhalb der Familie ist möglicherweise sogar die Königsklasse des Experiments.

Zu fremden Menschen freundlich zu sein, fällt uns manchmal leichter.

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass sie bei uns kaum „Knöpfe drücken“ können, weil wir zu ihnen ja ein neutrales Verhältnis haben.

Falls Du das Experiment Freundlichkeit einmal ausprobieren willst, wünsche ich Dir viel Erfolg und tolle Erkenntnisse.

Vielleicht magst Du es ja sogar über mehrere Tage ausdehnen?

Irgendwann wird Freundlichkeit zu Deinem natürlichen Zustand, doch das ist ein langer Weg.

Alles Liebe

Claudia

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