
Jeder Mensch ist ein Individuum, das heißt ein Wesen mit einzigartigen Merkmalen und Eigenschaften.
Ein Individuum ist ein „Einzelding“, wie die direkte Übersetzung aus dem Lateinischen lautet.
In den letzten Jahrzehnten ist die Individualität des Menschen, also das Sich-Selbst-Erleben und Ausdrücken als Individuum, sehr in den Vordergrund gerückt.
Wo sich früher die Menschen noch bereitwillig als Teil einer Gemeinschaft eingeordnet haben, steht heute das Ausleben der Individualität an erster Stelle.
Manchmal bedeutet Masse Kraft
Wer will sich schon als Masseteilchen sehen?
In der Masse geht das Individuum vermeintlich unter und das macht manchen Menschen Angst.
Dabei liegt auch eine gewisse Kraft darin, Teil einer Masse zu sein.
Für manche Vorhaben muss erst eine kritische Masse erreicht werden, damit eine Idee Form annehmen kann.
Denken wir nur einmal an Schule.
Vor noch gar nicht allzu langer Zeit gab es noch keine Schule für alle.
Bildung war den höheren Schichten vorbehalten und der Lehrer kam ins Haus.
Heute formen Gruppen von Schülern die Schulklassen, in denen sie gemeinsam Unterricht erhalten.
Je nach Veranlagung ist es da besonders zurückhaltenden Schülern sehr Recht, Teil einer Gruppe zu sein.
So ist das Schulkind nicht ständig Auge in Auge mit dem Lehrer allein und die Aufmerksamkeit verteilt sich auf alle vorhandenen Masseteilchen.
Auch das Individuum braucht die Masse
Natürlich ist es schön, wenn Du Deine individuellen Talente und Eigenschaften entwickeln kannst und Dein Leben dementsprechend gestaltest.
Und doch bist Du gleichzeitig ein Masseteilchen innerhalb einer Gesellschaft oder zumindest einer Gemeinschaft.
Ein Individuum kann das Leben auf Mutter Erde nur in den seltensten Fällen ganz allein bestreiten.
Selbst wenn Du ein introvertierter Mensch bist, der freiwillig auf Gesellschaft verzichtet, bist Du auf die Zusammenarbeit mit den anderen Masseteilchen angewiesen.
Hier finde ich das Bild von einem Pendel ganz passend, der jeweils in die eine oder in die andere Richtung ausschlägt.
Es gibt Phasen, da kommst Du wunderbar allein zurecht.
Du brauchst keinen Austausch mit anderen Menschen, ziehst Dich in Deine Lieblingsumgebung zurück und tust das, was Du am liebsten tust.
Und selbst in diesen Phasen arbeiten die Masseteilchen um Dich herum daran, dass es für Dich möglich ist, Dich zurückzuziehen.
Masseteilchen arbeiten zusammen
Masseteilchen stellen zum Beispiel Lebensmittel her und befördern sie in die Lebensmittelmärkte, so dass Du sie kaufen kannst.
Mit einem von Masseteilchen hergestellten Fahrzeug, sei es ein Auto, Motorrad oder Fahrrad, transportierst Du Deine Lebensmittel und alle anderen Artikel, die Du brauchst, bis vor Deine Tür.
Oder Du läufst zumindest über von Masseteilchen hergestellte Bürgersteige zum Lebensmittelladen.
Selbst Aussteiger kommen selten ganz allein zurecht
Ohne Masseteilchen zu sein, wären wir aus der Gesellschaft ausgeschlossen.
Manche Menschen entscheiden sich sogar bewusst dafür, „auszusteigen“.
Und selbst sie kommen nicht ganz ohne die anderen Masseteilchen zurecht.
Du müsstest schon in der Lage sein, Dich vollständig von der Natur zu ernähren und in ihr zu leben, um komplett unabhängig von den anderen Masseteilchen zu werden.
Individuen, die aussteigen, tun sich meistens mit anderen Gleichgesinnten zusammen.
Damit werden sie wieder zu Masseteilchen, auch wenn ihre Gemeinschaft vielleicht nur eine kleine Masse hat.
Der Mittelweg ist eine gute Idee
Die Pendelbewegung ins Gegenteil, also als reines Masseteilchen zu leben, das sich so sehr mit der Masse identifiziert, dass es seine Individualität verliert, ist jedoch nicht besser.
Die Vorstellung, ein Individuum zu sein, dass all seine Fähigkeiten und Talente entwickelt, um sich dann als Masseteilchen in die Gemeinschaft einzubringen, bildet daher einen guten Mittelweg.
Gerade wir Introvertierten weichen in manchen Dingen von der Masse ab, weil wir das Leben ganz anders wahrnehmen und erleben.
Das versetzt uns in die Lage, nicht jedem Trend zu folgen und uns unsere Individualität zu bewahren.
Gleichzeitig ist es aber sehr schön, wenn wir ähnlich denkende Menschen als Freunde finden, mit denen wir gemeinsam als Masseteilchen zur Gesellschaft beitragen können.
Als Gemeinschaft, die sich zum Beispiel für mehr Frieden, gewaltfreie Kommunikation, Erziehung auf Augenhöhe oder Akzeptanz des jeweiligen Andersseins einsetzt, haben wir mehr Gewicht, als wenn jeder von uns allein unterwegs ist.
Teilchen einer Masse von Individuen zu sein, die ähnliche Werte und Ideen haben wie wir, kann unser Leben sehr bereichern.
Die Balance zwischen Individuum und Masseteilchen bleibt so erhalten und wir behalten auf diese Weise das große Ganze im Blick.
In welche Richtung schlägt Dein Pendel zur Zeit eher aus?
Mehr auf die Individuum-Seite, oder auf die Masseteilchen-Seite?
Ich wünsche Dir, dass Du eine gute Balance für Dich findest, mit der Du Dich wohlfühlst!
Alles Liebe
Claudia