Die beobachtende Instanz

beobachtend

Im Artikel von gestern hast Du eine Übung kennengelernt, mit der Du die vielen verschiedenen Teilpersönlichkeiten von Dir beobachtet hast.

Jetzt stellst Du Dir vielleicht die Frage, welche Instanz das war, die diese Beobachtung durchgeführt hat.

Dafür hast Du ein Team aus zwei Instanzen eingesetzt:

Das denkende Ich und das beobachtende Ich

Nehmen wir einmal an, Du hast gestern aufgeschrieben, dass Du als Schwester oft mitfühlend und wertschätzend handelst.

Dein beobachtendes Ich hat wahrgenommen, dass Du Wertschätzung und Mitgefühl im Miteinander mit Deiner Schwester anwendest.

Währenddessen hat Dir das denkende Ich bei der Beurteilung und der Benennung der Eigenschaften geholfen.

Dein denkendes Ich ist für Deine Gedanken, die Du bewusst hegst, verantwortlich.

Denken ist oft mit Bewerten verbunden

Sobald Du über eine Sache nachdenkst, geht – wie der Name schon verrät – Dein denkendes Ich an die Arbeit.

Dabei ist es ohne Pause damit beschäftigt, all das, worüber Du nachdenkst, zu bewerten.

Neutral zu denken ist schwierig, auch wenn Dir das je nach Thema durchaus einmal gelingen mag.

Meistens jedoch teilen wir unsere Gedanken anhand von Bewertungen in gut und schlecht ein.

Manchmal entsteht dadurch ein klar erkennbares, schwarz-weißes Denkmuster.

Neutralität als Merkmal des beobachtenden Ichs

Unser beobachtendes Ich jedoch ist völlig neutral.

Wenn Du Deine Gedanken beobachtest, die wie Wolken am Himmel vorbeiziehen, ist das beobachtende Ich der Himmel.

Er ist immer da und dient als Kulisse für alle Wetterkapriolen, die sich gerade in Dir abspielen.

Ganz gleich ob Deine Gedankenwolken klein und harmlos, leicht und luftig oder eher dunkel und bedrohlich, stürmisch und voller Blitze daherkommen.

Der Himmel hinter den Wolken verändert sich nie und beobachtet einfach nur das Wetterschauspiel, das ihm geboten wird.

Ein unveränderlicher Teil von uns

Diese beobachtende Instanz ist übrigens ein unveränderlicher Teil von uns, mit dem wir geboren werden und der uns bis an die Schwelle des Todes begleitet.

Er verändert sich nicht und kann auch durch noch so dunkle oder verletzende Gedanken nicht geschädigt werden.

Auch wenn Du Dir bisher noch nie dessen bewusst warst, dass ein beobachtendes Ich in Dir wohnt, ist es dennoch jederzeit anwesend.

Diese Instanz kannst Du weder greifen noch entfernen.

Selbst wenn wir sie einmal vergessen, weil das Wetterschauspiel den Himmel komplett verdeckt, ist sie im Hintergrund immer da.

Über den Atem als Anker zur Wahrnehmung der beobachtenden Instanz

Wenn wir ihre Anwesenheit vergessen haben, ist es möglich für uns, sie wieder wahrzunehmen, sobald wir uns an sie erinnern.

Mit Hilfe des Atems als Anker (den Blogartikel dazu findest Du hier) ist es einfach, wieder mit ihr in Kontakt zu kommen.

Ihre Anwesenheit beruhigt uns, weil sie uns genauso akzeptiert, wie wir sind.

Da wir durch das beobachtende Ich nie beurteilt und auch nie verurteilt werden, können wir uns ohne Bedenken auf es verlassen.

Die Ruhe und Kraft, die von ihm ausgehen, spenden uns Trost und Halt in den Stürmen und Gewittern des Lebens.

Aus der Adlerperspektive schauen

Sobald wir uns an diese beobachtende Instanz erinnern, können wir selbst die schwierigsten Situationen aus einem neuen Blickwinkel sehen.

Durch die Adlerperspektive bekommen wir einen Rundumblick, der uns erlaubt, eine Situation von allen Seiten zu betrachten.

Wenn wir unser denkendes Ich mit auf die Reise nehmen, kann es dabei die passenden Lösungsmöglichkeiten für uns benennen.

Das Bewerten der Möglichkeiten und das Nachdenken über den hilfreichen Einsatz der Lösungen kann dann auf dem Boden der Tatsachen stattfinden.

Auch hier sind die beiden ein unschlagbares Team.

Jeder Mensch hat diese beobachtende Instanz

Das beobachtende Ich ist in jedem Menschen vorhanden, ob er es bereits erkannt hat, oder nicht.

Jeder Mensch kann früher oder später seinen Zugang zu dieser Instanz finden.

Hast Du Dein beobachtendes Ich schon einmal wahrgenommen?

Ich wünsche Dir, dass Du Dich oft an diese wunderbare Instanz in Dir erinnerst und sie als Deinen Ruhepol erkennen kannst.

Alles Liebe

Claudia

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