
Vorurteile
Auf manchen Extravertierten wirkst Du etwas unheimlich. Was geht bloß in Deinem Kopf vor? Warum bist Du immer so ruhig und sagst so wenig? Einige gängige Vorurteile liste ich hier einmal auf:
Introvertierte…
– … sind schüchtern und reden nicht gerne.
– … haben keine Ahnung, wie man sich richtig amüsiert.
– … wollen immer allein sein.
– … sind unfreundlich und mögen keine Menschen.
– … sind abgehobene Spinner.
– … sind merkwürdig.
– … sollten einfach mehr aus sich herauskommen, dann wäre alles O.K.
Kommt Dir das bekannt vor? Hast Du auch manchmal das Gefühl, nicht dazu zu gehören, fehl am Platz zu sein oder einfach mit Deiner introvertierten Art falsch zu liegen?
Projektion
Wir sollten es Extravertierten nicht verübeln, dass sie solche Schwierigkeiten damit haben, uns einzuordnen.
Sie gehen natürlich – wie wir auch – von sich selbst aus. Wenn Du ein ernstes Gesicht zeigst und wenig oder gar nichts sagst, deuten sie das auf sich bezogen.
Das heißt, sie projizieren automatisch das Gefühl, das sie haben, wenn sie ein ernstes Gesicht machen und nichts sagen, auf Dich.
Bei den allermeisten Extravertierten bedeutet das so etwas wie schlecht gelaunt oder ärgerlich sein, ein Problem haben, über das sie gerade nachdenken oder traurig sein.
Diese Projektion passiert komplett unbewusst und uns allen immer wieder.
Fehlinterpretation Deines Gesichtsausdrucks
So beziehen Menschen automatisch fast alles auf sich selbst, obwohl das Gegenüber vielleicht einfach nur über eine vergangene Situation nachdenkt, die gar nichts mit dem derzeitigen Geschehen zu tun hat.
Wir Introvertierten sind oft mit unseren Gedanken woanders und unser ernstes Nachdenkgesicht wird dann zum Teil fehlinterpretiert. Dabei bedeutet unser Nachdenkgesicht vor allem, dass wir gerade Verbindungen in unserem Gehirn herstellen und daraus Gedanken formulieren.
Diese Verarbeitungstiefe verlangt intensive Denkarbeit, daher ist der zugehörige Gesichtsausdruck auch entsprechend ernsthaft.
Das geschieht schon mal alles aufgrund des Gesichtsausdrucks, den Du gerade der Welt zeigst. Wenn Du jetzt auch noch hergehst und Dich zurückhaltend verhältst, könnten manchen Menschen schon ein paar der oben aufgezählten Vorurteile in den Sinn kommen.
Introversion wird gesellschaftsfähig
Umso schöner, dass wir jetzt gerade in einer Zeit leben, in der das Thema Introversion mehr und mehr die Bühne des allgemeinen Bewusstseins der Menschen betritt.
Bücher wie „Still“ von Susan Cain oder „Die Macht der Introvertierten“ von Marti Olsen Laney (Du kannst die Buchtitel direkt anklicken, um sie Dir bei einem Onlinehändler anzusehen) haben dafür gesorgt, dass sogar in der extravertierten US-amerikanischen Gesellschaft das Thema Introversion mittlerweile besser verstanden wird.
Für Dich als Introvertierte*r ist ja bereits klar, dass Du beides sein kannst:
Ein introvertierter Mensch, der gleichzeitig gerne mit Menschen zusammen, charmant und umgänglich ist. Oder eine bekannte öffentliche Person, die trotz ihrer Introversion auf der Bühne steht, Karriere, Politik, Kunst oder Musik macht.
Verständnis für das Unverständnis
Es ist völlig in Ordnung, wenn Du von Extravertierten nicht verstanden wirst, weil Du Deine Batterien nach intensiven sozialen Interaktionen wie zum Beispiel der Zusammenarbeit in einem großen Team auf der Arbeit oder anstrengendem Small Talk auf einer Party wieder aufladen willst.
Oder wenn Du Alleinsein und Ruhe dem Chaos und der Lautstärke des Lebens da draußen vorziehst.
Die Frage ist, inwieweit Du Deine Introversion für Dich akzeptieren und daher auch vollkommen hinter ihr stehen kannst.
Sobald Du Dein introvertiertes Wesen genau so annimmst, wie es ist und anerkennst, dass Du zum Beispiel regelmäßige Auszeiten vom Chaos brauchst, wird es Dir viel leichter fallen, mit dem normalen Wahnsinn im extravertierten Außen umzugehen.
Es funktioniert immer besser, trotz Vergessens
Auf eine Sache darfst Du Dich allerdings schon einmal vorbereiten:
Meiner Erfahrung nach vergessen Extravertierte sehr schnell und gehen nach kurzer Zeit wieder davon aus, dass Du auch so sein solltest wie sie.
Deine Introversion wird zwar kurz wahrgenommen und verstanden, aber nicht verinnerlicht. Das Spiel mit den Vorurteilen ist also nur kurz ausgesetzt und beginnt dann von neuem.
Da hilft es, wenn Du Dich daran erinnerst, dass wir alle nur von uns ausgehen. Wenn Dir Dein Gegenüber wichtig ist und Du ihm, werdet Ihr nach und nach immer besser verstehen, wie Ihr jeweils tickt.
Die Chancen stehen dann nicht schlecht, dass Dein extravertiertes Gegenüber sich tatsächlich im Laufe der Zeit an Deine introvertierte Art gewöhnt und Dich so akzeptiert, wie Du bist.
Du hast Dich ja schließlich auch an das überschwängliche Partywesen Deines Gegenübers gewöhnt, das wird schon!
Hast Du einen extravertierten Menschen in Deinem Leben, der Dich schon in Deiner ganzen introvertierten Glorie ins Herz geschlossen hat und Dich so sein lässt, wie Du bist?
Schreibe mir gerne einen Kommentar, ich lese unheimlich gerne über funktionierende ExtraIntro-Gemeinschaften!
Alles Liebe
Claudia
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