
Gedankenrauschen durch pausenlose Interaktion
Zusammensein mit anderen Menschen, Zeit miteinander verbringen, sich über die Neuigkeiten im Leben der anderen informieren. Urlaubspläne und Themen aus Politik, Kultur oder der Familie zu besprechen, stundenlang, pausenlos und mit wachsender Intensität.
Wie klingt das für Dich? Wie lange würdest Du eine solche Interaktion durchhalten, ehe Du Dich in einen ruhigen Raum oder das Badezimmer flüchtest, um durchzuatmen und zu versuchen, Dein Gedankenrauschen zu unterdrücken?
Im Kopf rauscht es dann wirklich, zumindest kommt es mir so vor, als könnte ich fast hören, wie schnell die Gedanken durch die neuronalen Netze flitzen.
Atmen hilft schon mal und auch Stille
Oder wenigstens die Dämpfung der nicht enden wollenden Gespräche durch die Wände und Türen.
Ich liebe es, meine Geschwister mit ihren Partnern und Kindern oder Kindeskindern zu treffen.
Dieses Zusammensein ist immer eine wunderbare Möglichkeit, dass wir uns alle sehen, hören und dieses Gefühl, zu einer großen Familie zu gehören, genießen können.
Je nach Anlass, wie zum Beispiel eine Taufe, ein runder Geburtstag oder eine Hochzeit lädt zu ausgelassenem Beieinander ein und wir freuen uns jedes Mal sehr auf solche Festivitäten.
Wir kennen uns alle gut und vertrauen einander, so dass solche Feste bei uns sehr harmonisch verlaufen.
Eine kleine Auszeit
Dennoch kommen manche von uns zwischendurch einmal an einen Punkt, wo sich der eine oder die andere – oft unbemerkt von den anderen – einmal zurückzieht.
Dann passiert ganz unbewusst das, was uns gut tut:
Wir laden unsere Batterien wieder auf, manchmal sogar, ohne zu merken, was da gerade abläuft.
Vor einigen Jahren noch habe ich immer wieder gemerkt, dass mir diese größeren Treffen zwar unheimlich viel Freude gemacht haben, ich mich aber regelmäßig auch aus der Gruppe zurückgezogen habe.
Mittlerweile weiß ich sehr gut, woran das liegt und wie hilfreich es ist, sich als Introvertierte*r zwischendurch an eine Akkuladestation zu hängen.
Durch das Aufsuchen eines ruhigeren Bereichs kannst Du Dir dann mit einer Art Mini-Rückzug wieder Energie zuführen, um wieder gestärkt in die Menge zurückzukehren und das Treffen weiterhin genießen zu können.
Treffen nach extravertierten Regeln
In der Podcast Episode 37 „Wie Du als Introvertierte*r Familienfeiern überstehst“ habe ich Dir schon einige Tipps gegeben, wie Du diese Anlässe gut planen kannst, so dass es Dir relativ leichtfällt, ohne größere Herausforderungen klar zu kommen.
Dabei geht es vor allem darum, dass Du Dich als Introvertierte*r in einer Gruppe wohlfühlst, die einen höheren Prozentsatz an Extravertierten aufweist.
So eine gemischte Gruppe wird sich generell eher an den Gepflogenheiten der Extravertierten orientieren, einfach weil der Anteil von ihnen höher ist.
Treffen nach introvertierten Regeln
Und wie sehen Treffen mit Deinen introvertierten Familienmitgliedern und Freunden aus, wenn nur wenige oder gar keine Extravertierten dabei sind?
Ja dann kannst Du das Treffen so planen, wie Du es gerne hast. Du reservierst dann zum Beispiel einen Tisch in einem Restaurant, wo das Ambiente ruhig ist.
Wenn überhaupt, spielt nur sehr gedämpfte Musik, die Beleuchtung ist indirekt und angenehm, die Unterhaltungen finden auf einem erfreulich niedrigen Geräuschpegel statt und die Küche samt Geschirrgeklapper ist vom Gastraum aus nicht zu hören.
Jede*r bestellt, was er oder sie möchte und kann in Ruhe essen, ohne dass ständig gefragt wird, wie das Essen mundet oder ob sonst alles in Ordnung ist.
Mühsame Gespräche mit vollem Bauch fallen aus
Nach dem leckeren Schmaus gehen alle zusammen auf einen Verdauungsspaziergang, auf dem mehr geschaut, die Sonne gespürt und der Wind geschnuppert wird, als laut die anderen auf dies oder das hinzuweisen und ständig das Gefühl zu haben, mühsam und mit vollem Bauch ein Gespräch in Gang halten zu müssen.
Daheim angekommen finden sich ein paar, die einen Espresso in der Küche trinken wollen.
Andere gehen raus auf den Balkon und setzen sich, um weiter noch ein wenig frische Luft zu genießen.
Keine Hektik, kein lautes Reden, alle sind froh, sich zu treffen und einfach miteinander zu sein, ohne dass ein riesiges Programm abgespult werden muss, um alle bei Laune zu halten.
Denn die Laune ist schon so gut, dass es eher das Gegenteil bewirken würde, wenn jetzt jeder zu extravertierten Spaßaktionen aufgefordert werden würde.
Du darfst nach Deinen Regeln spielen
Ja, genau so kann es klappen, wenn Du vorgeben kannst, wie Deine Treffen mit Familie oder Freunden ablaufen dürfen.
Zugegeben, das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Der Anteil an Introvertierten muss in einem solchen Szenario schon sehr hoch liegen und die extravertierte Unterzahl darf auf dem Spektrum auch nicht gerade kurz vor 100% Extraversion stehen.
Aber Du darfst ruhig einmal in die Richtung denken, dass bei Dir und den Treffen mit Deinen Lieben auch mal nach introvertierten Regeln gespielt werden darf.
Seit uns das als Familie bewusst ist, sind unsere Treffen noch harmonischer und angenehmer geworden im Ablauf, einfach weil sich die meisten von uns dessen bewusst sind und sich keiner mehr so schnell über den oder die andere*n wundert.
Welche Erfahrungen hast Du mit Treffen von Familie oder Freunden im Hinblick auf Deine Introversion gemacht? Schreibe mir gerne einen Kommentar!
Alles Liebe
Claudia
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