
Deine Eigenschaften sind Verhaltensweisen, die Du immer wieder angewandt hast.
Und zwar so lange, bis aus einer anfangs hin und wieder angewandten Verhaltensweise eine feste Eigenschaft geworden ist, mit der Du Dich identifizierst.
Eigenschaften gehören zu uns und machen uns in ihrer Zusammensetzung einzigartig
Kein Mensch hat zu 100 Prozent die gleichen und anhand von Deinen Eigenschaften können andere Menschen Dich einschätzen und erkennen.
Dabei sammelst Du im Laufe des Lebens Eigenschaften in Dir an, die Du für Dich entweder positiv, neutral oder negativ einordnest.
Deine Einschätzung kann sich übrigens vollständig von der anderer Menschen unterscheiden.
Wenn Du zum Beispiel leicht ungeduldig wirst, wenn Du auf Dinge warten musst, könntest Du Deine Ungeduld als neutral einordnen.
Dein Partner hat dazu eventuell eine komplett andere Sichtweise und könnte finden, dass Du viel zu schnell die Geduld verlierst.
Von Eigenschaft zur Verhaltensweise
Eine Eigenschaft empfinden wir als feststehend und manchmal auch unüberwindbar hartnäckig.
Dabei könntest Du anhand einer Übung jede beliebige Eigenschaft von Dir wieder in eine Verhaltensweise umwandeln.
Der Vorteil besteht darin, dass Du die Anwendungsmöglichkeiten dieser Eigenschaft wieder für Entscheidungen öffnest.
Bei einem Verhalten wägst Du jedes Mal mehr oder weniger bewusst ab, wie Du es gestalten möchtest.
Bei einer Eigenschaft gehst Du unbewusst davon aus, dass Du keine Wahl hast.
Doch Du kannst bei nahezu jeder Eigenschaft, die Du als Dir zugehörig angenommen hast, wählen, ob Du ihr entsprechend handeln möchtest oder lieber nicht.
Um eine Eigenschaft wieder in ein Verhalten zu verwandeln, besteht Deine Aufgabe darin, sie Dir bewusst zu machen.
Die Verwandlungsübung
Dazu kannst Du folgende Übung ausprobieren, die ich durch Fritz Simon kennengelernt und leicht abgewandelt habe.
Die Fragen, die ich Dir jetzt stelle, beantwortest Du am besten schriftlich, das hat die größte Wirkung:
1. Wofür ist Deine Eigenschaft gut?
2. Welches sind ihre guten Seiten?
3. Was macht sie liebenswert, was magst Du gar nicht an ihr?
4. Welche Gründe würde ein Mensch mit der gleichen Eigenschaft anführen, der sie behalten will, weil er sie über alles liebt?
5. Wann tritt die Eigenschaft besonders häufig auf, wann gar nicht?
6. Was bringt die Eigenschaft dazu, aufzutreten?
7. Was ist im Umfeld passiert, als diese Eigenschaft aufgetreten ist?
8. Wer bringt die Eigenschaft dazu, am ehesten wieder zu verschwinden?
9. Wer bemerkt diese Eigenschaft am meisten, wer am wenigsten?
10. Für wen bringt diese Eigenschaft den größten Nutzen, für wen den kleinsten?
Mit diesen Fragen erhältst Du Zugang zum innersten Kern Deiner Eigenschaft.
Du lernst sie noch besser kennen als bisher, weil Du sie aus allen möglichen Perspektiven beleuchtest.
Von Festigkeit zu Biegsamkeit
Sobald Dir klar wird, wie, wann, wofür und in Zusammenhang mit welchem Ort und welchen Menschen Deine Eigenschaft sich auf ihre Weise verhält, verändert sie ihre Festigkeit.
Sie wird biegsam und verwandelt sich tatsächlich in ein Verhalten, bei dem Du die Wahl bekommst, ob Du es auf die eine oder andere Art anwenden möchtest.
Hier folgen jetzt noch einige Fragen, die Dir das Wesen Deiner Eigenschaft noch näherbringen können:
1. Wie handelst Du, wenn Du in dieser Eigenschaft bist?
2. Welche Schritte müsste ich befolgen, wenn ich Weltmeister in dieser Eigenschaft werden will?
3. Als Du das letzte Mal in dieser Eigenschaft gehandelt hast, was hast Du da gemacht? Was haben die anderen um Dich herum gemacht?
4. Was genau tust Du vor und was nach dem Erscheinen dieser Eigenschaft?
5. Nehmen wir an, Deine Eigenschaft könnte sprechen. Was meint sie, wofür Du sie brauchst? Was müsste geschehen, damit Du sie nie mehr anwenden musst?
6. Wie würdest Du Dich verhalten, wenn Du die Eigenschaft nicht mehr hättest?
7. Was tust Du, wenn Du diese Eigenschaft abgelegt hast?
Indem Du Dich in die verschiedenen Szenarien hineinversetzt, öffnet sich der Raum für Wahlmöglichkeiten immer weiter.
Du wählst aus, je nach Zusammenhang
Du kannst nach dieser Übung wahrscheinlich feststellen, dass Du Deine Eigenschaft weicher erlebst.
Sie fühlt sich nicht mehr so festgelegt an und Du hast die Möglichkeit, sie je nach Situation als Verhaltensweise auszuwählen oder nicht.
Es kann sein, dass Du – besonders bei tiefsitzenden Eigenschaften, mit denen Du Dich schon sehr lange identifizierst – die Übung mehrmals machen darfst, bis Du eine spürbare Wirkung erzielst.
Sobald Du Dir die Zeit nimmst und die Übung schriftlich formulierst, wirst Du auf jeden Fall eine Änderung merken.
Ich wünsche Dir viel Erfolg mit der Umwandlung einer Eigenschaft in ein Verhalten.
Alles Liebe
Claudia