
Kann das gutgehen?
Fahrten im Gedankenkarussell positiv nutzen? Ja, das kann tatsächlich klappen. Auch wenn es mit fröhlichen Gedanken mehr Freude macht als mit ernsten.
Du kannst Dich in Dein Gedankenkarussell setzen und eine Dauerkarte lösen, um zu schauen, wieviel Ausdauer Deine ernsten Gedanken haben.
Nehmen wir als Beispiel einmal den Gedanken:
Ich kann nicht kreativ sein.
Das ist doch mal eine tolle Herausforderung!
Stell Dir vor, Du setzt Dich in eines dieser wunderbaren viktorianischen Rundkarussells und es fängt sich sachte an zu drehen.
Vielleicht denkst Du Dir die Geschwindigkeit so gemächlich zurecht, dass Du ganz entspannt mit diesem Karussell unterwegs sein kannst.
Damit vermeidest Du, dass Dir schlecht wird. Pass die Geschwindigkeit einfach Deinem Wohlbefinden an, damit nichts schief geht und Du nicht vorzeitig den Spaß an der Fahrt verlierst.
Schließlich hast Du eine Dauerkarte gelöst und darfst so oft Runden drehen, wie Du magst und aushältst.
Dein ernster Gedanke nimmt ebenfalls Platz
Du hast es Dir in dem mit dunkelblauen, etwas verschlissenen Plüschsitz gemütlich gemacht und neben Dir hat Dein ernster Gedanke Platz genommen.
Ohne Worte hat er sich dort hingesetzt und auch ohne Dich zu fragen, ob Du überhaupt seine Anwesenheit gut heißt und damit einverstanden bist, dass Ihr Euch den Doppelsitz für diese Runden im Karussell teilt.
Da er nun schon einmal da ist, kannst Du ihm auch einen Namen geben, zum Beispiel „Herr Unkreativ“, denn es handelt sich ja um einen Gedanken, der „ich kann nicht kreativ sein“ lautet.
Herr Unkreativ sitzt also total gelangweilt, aber dennoch überaus präsent neben Dir. Dabei macht er sich sehr breit, um Dir zu zeigen, dass er Anspruch auf das Territorium im Doppelsitz erhebt.
„Nicht so nett“, denkst Du. Erstens fragt er nicht mal, ob er mitfahren darf und dann setzt er sich auch noch genau in den Doppelsitz des Karussells, den Du Dir ausgesucht hast.
Zu allem Überfluss verhält er sich auch noch wie ein Rüpel.
Er spricht seinen Text immer und immer wieder
Du beobachtest ihn, wie er immer wieder diesen Satz vor sich hinmurmelt, der dann als Gedanke in Deinem Kopf aufploppt:
„Ich kann nicht kreativ sein!“
Wie eine Schallplatte, die einen Sprung hat, wiederholt er diesen Satz immer wieder.
Manchmal variiert er ihn auch und sagt stattdessen
„Ich war noch nie kreativ, das ist einfach nix für mich“ oder
„Ich habe noch nie etwas kreatives gemacht, selbst als Kind war ich in Kunst eine Niete“ oder
„Ich habe zwei linke Hände und null Vorstellungsvermögen“.
Du bleibst ruhig sitzen und hörst Dir seine Litanei an. Langsam findest Du es sogar etwas belustigend, weil Herr Unkreativ dabei so geknickt dreinschaut.
Du beschließt, ein Gespräch zu beginnen
Vielleicht wird ihm auch langsam schlecht vom ständigen Rundendrehen in diesem Doppelsitz des Gedankenkarussells.
Du beschließt, ihn einfach mal zu fragen, wie er denn auf diesen Gedanken kommt.
Da Du weißt, dass das Wörtchen „Warum“ hierbei eher kontraproduktiv wirken würde, beschließt Du, ihn nach dem „Wofür“ zu fragen.
„Herr Unkreativ, wofür ist es denn gut, dass Sie sich immer wieder einreden, dass Sie sich als unkreativ wahrnehmen?“
Irritiert blickt er Dich an. Es scheint fast, als wäre es ihm bisher noch gar nicht aufgefallen, dass er zusammen mit Dir reist.
Er setzt sich gerade hin, räuspert sich und sagt:
„Wofür das gut ist? Das ist eine interessante Frage, da muss ich mal drüber nachdenken!“
Können Sie mir das schriftlich geben?
Du beschließt, ihm ein wenig Zeit zu geben, hast aber gleichzeitig entschieden, dass Du ihn nicht so leicht davonkommen lässt.
Er lässt sich wieder entspannt in den Sitz zurücksinken, da schreckst Du ihn mit einer weiteren Frage auf:
„Können Sie für mich einmal notieren, was Sie zu dieser Annahme bringt? Das hätte ich nämlich gerne schriftlich, damit ich mich daran erinnere, wenn wir am Ende unserer Reise angekommen sind!“
Er schaut nicht gerade begeistert, als Du ihm Dein Notizbuch samt Stift hinhältst, das Du schlauerweise vor Deiner Reise mit dem Gedankenkarussell eingesteckt hast.
„Schreiben ist nicht mein Ding“, sagt er. „Mit Schreibblockaden habe ich schon mein Leben lang zu kämpfen, die Angst vor dem weißen Blatt, wissen Sie?“
Du ermutigst ihn, Dir seine Erfahrungen zu diktieren
Du nickst ihm freundlich zu und sagst:
„Verstehe ich vollkommen. Wie wäre es, wenn Sie mir Ihre Gründe dafür, dass Sie glauben, nicht kreativ zu sein, einfach erzählen? Dann schreibe ich alles für Sie auf und Sie können sich einfach aufs Erzählen konzentrieren!“
Herr Unkreativ wird plötzlich lebendig und er fängt tatsächlich an, zu erzählen.
Er findet es großartig, dass Du Dich für seine Probleme interessierst und das auch noch für so wichtig hältst, dass Du es aufschreiben willst.
Wort für Wort erzählt er Dir von seiner Kindheit und davon was seiner Meinung nach alles dazu beigetragen hat, dass er sich nie als kreativ wahrgenommen hat.
Von seiner Angst, sich zu blamieren oder bewertet zu werden. Und von vielen anderen Begebenheiten, die eine Rolle gespielt haben könnten.
Du kommst kaum mit, so viel hat er zu erzählen
Sein Erzähltempo ist so hoch, dass Du kaum mitkommst beim Schreiben.
Nach einer Weile fließen die Worte nur noch tröpfchenweise aus ihm heraus und der Redestrom versiegt schließlich ganz.
Wie passend, dass gerade jetzt auch das Gedankenkarussell anhält und all die aussteigen können, die genug Runden gedreht haben.
Du bedankst Dich bei Herrn Unkreativ und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft.
Fast bist Du Dir sicher, dass Du ihn nie wieder zu Gesicht bekommen wirst.
Die wertvollen Notizen behältst Du
Du winkst ihm zum Abschied fröhlich zu und drückst Dein Notizbuch an Dein Herz, in dem Du die wertvollen Anregungen notiert hast, die er Dir gegeben hat.
Mit diesen Aufzeichnungen kommst Du in diesem Beispiel Deinem Glaubenssatz „Ich kann nicht kreativ sein“ auf die Spur und kannst Dir ab jetzt erlauben, so kreativ zu sein, wie Du möchtest.
Diese Karussellfahrt kannst Du mit jedem Glaubenssatz unternehmen, den Du hast.
Nicht immer wirst Du nur eine Fahrt brauchen, um Anregungen zu erhalten, die Dich weiterbringen.
Aber Du wirst die Energie auf jeden Fall ins Fließen bringen, allein schon durch die Fliehkraft des Karussells.
Ich wünsche Dir viele erfolgreiche Fahrten mit Deinem Gedankenkarussell!
Alles Liebe
Claudia