
Andere Wahrnehmung
Lass‘ uns heute einmal die Welt durch die Augen eines extravertierten Menschen betrachten, um dadurch Verständnis für seine oder ihre Wahrnehmungsweise zu gewinnen. Auch wie unterschiedlich Introvertierte und Extravertierte Freundschaft definieren, schauen wir uns an:
Stell Dir vor, Du sitzt mit einer introvertierten Freundin im Café und ihr habt beide Euren E-Book Reader dabei, um Euch über die neuesten Bücher auszutauschen, die ihr gerade lest.
In der ersten halben Stunde habt Ihr Euch begrüsst, Euren ersten Kaffee getrunken und nun seid Ihr gerade dabei, Euren Reader nach den neuen Büchern zu durchforsten, die Ihr Euch gegenseitig empfehlen wollt.
Am Nebentisch nimmt eine Frau Platz, die Euch beobachtet, während sie auf ihre Freundinnen wartet, die sich verspätet haben.
„Typisch!“ denkt sie, als sie dabei zusieht, wie ihr Beide – jede tief versunken in den Reader – Euch ganz offensichtlich nicht viel zu sagen habt. „Heutzutage sitzen die Leute nur noch wortlos nebeneinander und jeder ist mit seinem Smartphone beschäftigt, das ist doch total unhöflich!“
Großes Hallo
Die Tür des Caféhauses öffnet sich und mit großem Hallo begrüßt die Frau vom Nebentisch ihre Freundinnen. Laut genug, dass Ihr es hören könnt, sagt sie:
„Wie schön, dass wir uns wenigstens noch unterhalten! Furchtbar, dass so viele Leute nur noch mit sich selbst beschäftigt sind und keine Unterhaltung mehr in Gang kommt…“ Dabei schaut sie Euch ganz bedeutungsvoll an.
Völlig gelassen schaut Ihr zu der Gruppe zurück und denkt Euch Euren Teil. Da es eine mühevolle Angelegenheit ist, anderen Menschen Eure Introversion zu erklären, habt Ihr nicht immer Lust auf ein solches Gespräch.
Deine Freundin sagt diesmal nur: „Ich wünsche Ihnen eine wundervolle Unterhaltung mit Ihren Freundinnen!“ und nickt den Frauen freundlich zu.
Danach fangt Ihr an, über die Bücher zu reden, die ihr entdeckt habt und verlasst das Café eine Stunde später mit dem schönen Gefühl, Euch gut unterhalten zu haben.
Von außen wirkt es egozentrisch
Den Frauen am Nachbartisch könnt Ihr nachfühlen, wie Euer Treffen zumindest zeitweise gewirkt haben kann:
Von außen betrachtet mag es wirklich so ausgesehen haben, als würdet Ihr Euch nur mit dem Smartphone oder E-Reader beschäftigen.
Dass Ihr jedoch schon eine Weile vor Ort wart und dabei die wichtigsten Informationen bereits ausgetauscht hattet, konnten sie ja nicht ahnen.
Introvertierte mögen tatsächlich durch ihr zurückgezogenes Verhalten manchmal so wirken, als hätten sie nicht viel zu sagen.
Auf Small-Talk trifft das auch meistens zu, aber wehe, wenn es um eine Thema geht, für das wir uns wirklich interessieren. Dann können auch wir zu Quasseltanten mutieren und so manch einer traut kaum seinen Ohren, wenn wir erst einmal loslegen.
Wir legen Wert auf Qualität, nicht auf Quantität
Ein weiteres Merkmal von uns introvertierten Menschen ist, dass wir im Gegensatz zu extravertierten Menschen einige wenige Freunde haben, während Extravertierte fast jeden, den sie kennen und mögen zu ihren Freunden zählen.
Wenn wir das wieder aus der Perspektive des Extravertierten anschauen, könnte es so wirken, als wären wir sozial verarmt oder bemitleidenswert, weil wir offensichtlich nicht so viele Freunde haben wie sie.
Der Unterschied zwischen introvertierten und extravertierten Gärtnern
Betrachten wir uns einmal als Gärtner. Wir gehen in den Garten und suchen uns einige wenige Pflanzen aus, um die wir uns ganz liebevoll kümmern.
In jede dieser Pflanzen, also in jeden dieser ausgesuchten Freunde, investieren wir viel Aufmerksamkeit, Verständnis und Freundschaft.
Dadurch wachsen die Wurzeln dieser Freundschaftspflanzen sehr tief und sie erfreuen uns meist über viele Jahre und Jahrzehnte mit ihrem Wachstum.
Auch eventuelle Stürme oder Dürren können ihnen kaum etwas anhaben, weil sie so widerstandsfähig sind.
Der extravertierte Gärtner hingegen kommt mit einer Gießkanne in den Garten, möchte sich um so viele Pflanzen wie möglich kümmern und das gelingt ihm teilweise auch.
Da es so viele Pflanzen sind, gehen manche davon ein, falls sie sich als zu anspruchsvoll oder zu sensibel entpuppen.
Es herrscht jedoch kein Mangel an nachwachsenden Pflanzen und der Gärtner ist mit seinen Pflanzen zufrieden.
Wir jedoch tun dem extravertierten Gärtner Leid, weil wir ja ganz offensichtlich nicht seinen grünen Daumen haben und uns mit so wenigen, langjährigen Pflanzen zufriedengeben müssen. So unterschiedlich nehmen wir die Welt wahr!
Der introvertierte Umgang mit Telefonen
Noch ein tolles Beispiel für die unterschiedliche Wahrnehmung von Introvertierten und Extravertierten ist ihr Verhältnis zu Telefonen.
Das trifft jetzt bestimmt nicht auf alle Introvertierten zu, aber vielleicht geht es Dir ja ähnlich wie einigen Introvertierten, die ich kenne. Du reagierst nicht gerade begeistert, wenn Dein Telefon klingelt.
Meistens empfindest Du einen unangekündigten Anruf als Störung und beantwortet ihn auch nicht sofort.
Im Gegensatz dazu freut sich der Extravertierte, einen Anruf zu erhalten. Er geht einfach immer dran, ganz gleich wo er gerade ist, ob es gerade passt oder zu welcher Uhrzeit es ist.
Klar, Interaktion klappt auch mittels Telefonanruf und daher ist der Extravertierte am Telefon genau in seinem Element.
Uns hingegen verlangt es einiges an Energie ab, die wir in dem Moment vielleicht gar nicht geben können. Deshalb bin ich ein Fan von verabredeten Telefonaten.
Meine Familie und Freunde wissen das schon und es funktioniert bei uns ganz hervorragend.
Bei einer Telefonverabredung bin ich ganz Ohr für den Anrufer und kann mich voll und ganz dem Gespräch widmen.
Davon profitieren alle Beteiligten und es ist eine Freude, solche eingeplanten und bewussten Unterhaltungen zu führen!
Vielleicht hast Du ja Lust, mir von Deinem Umgang mit dem Telefon zu berichten.
Gehst Du immer sofort dran, oder wie hast Du das geregelt?
Schreibe mir gerne einen Kommentar, ich freue mich, von Dir zu lesen!
Alles Liebe
Claudia
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