
Das Gefühl des Glücklichseins
Glücklichsein auf introvertierte Art ist anders. Was das mit dem Fünf-Faktoren-Modell (engl. Big Five oder OCEAN) zu tun hat, liest Du in diesem Blogartikel.
Im Fünf-Faktoren-Modell (engl. Big Five oder OCEAN) aus der Persönlichkeitspsychologie wird als einer der Faktoren gemessen, wie hoch der Grad an Extraversion in einer Person ausgeprägt ist.
Dieser Faktor zeigt auf, wie groß die Aktivität eines Menschen ist und wie das zwischenmenschliche Verhalten von ihm aussieht.
Demnach sind Menschen mit hohen Extraversionswerten gesellig, gesprächig, aktiv, gut gelaunt, herzlich und optimistisch. Außerdem neigen sie dazu, für Anregungen und Aufregungen offen zu sein.
Laut Modell sind Menschen, die hohe Extraversionswerte aufweisen, glücklicher als Menschen, die niedrige Extraversionswerte erzielen.
Sie sind eher zurückhaltend, unabhängig und mögen es, allein zu sein. Auch diese Personen sind aktiv, allerdings lieber im stillen Kämmerlein bzw. nur in kleinen Gruppen.
Menschen, die weniger gesellig und gesprächig sind, also wir Introvertierten, sind laut Studien nicht ganz so glücklich wie Menschen mit hohen Extraversionswerten.
Lautet die Formel wirklich extravertiert = glücklicher?
Wenn es Dir ähnlich geht wie mir, möchtest Du vielleicht auch Attribute wie optimistisch, herzlich oder gut gelaunt als Beschreibung für Deine Art des Seins heranziehen, selbst wenn das nach dem Fünf-Faktoren-Modell nicht mit niedrigen Extraversionswerten in Einklang steht.
Die Ableitung, dass Extraversion an sich einen Menschen glücklicher macht, stimmt aus meiner Perspektive nicht.
Denn was da gemessen wird, sind ja eher extravertierte Arten des Glücklichseins.
Wie sieht introvertiertes Glücklichsein aus?
Im Gegensatz zu sehr extravertierten Mitmenschen, die ein hohes Level an Stimulation benötigen, um sich gut zu fühlen, können wir schon dann Glücklichsein erleben, wenn wir sehr wenige Eindrücke von außen erhalten.
Wir dürfen uns darüber freuen, dass wir nicht von ständiger äußerer Stimulation abhängig sind. Häufig liegt das daran, dass wir uns in unserem Inneren bereits so gute Gefühle haben, dass wir keinen Input von außen brauchen.
Wenn jedoch in einer Studie unter Glücklichsein verstanden wird, wie oft und gerne wir an lauten Parties teilnehmen anstatt solche sozialen Interaktionen zu vermeiden, kommen wir natürlich als Introvertierte schlechter weg.
Obwohl wir für uns den Rückzug und die Ruhe als Glück empfinden, spricht das laut Studienentwurf für eine pessimistische Grundhaltung.
Unsere Definition von Glücklichsein
Introvertierte definieren Glücklichsein also anders und zählen dabei unter anderem die folgenden positiven Gefühle auf:
Ruhe, Gelassenheit, Zufriedenheit, Fokussiertsein, Amüsiertsein, Vertieftsein, Friedlichkeit, Freude, Vergnügen, Klarheit, Heiterkeit, Stille, Sanftheit, Glückseligkeit.
Diese für uns angenehm ruhigen Gefühle haben eine andere Dimension als die landläufige Definition des extravertierten Glücklichseins.
Diese geht eher von Gefühlen wie Begeisterung, Aufregung, Gesprächigkeit, Geselligkeit, Spontaneität, Aktivität, Aufgekratzheit, Leidenschaft oder Überschwang aus.
All diese Gefühle können wir natürlich auch spüren, aber bei uns können sie je nach Intensität auch Stress oder Überforderung auslösen. Viele von uns ziehen daher die introvertierte Art des Glücklichseins vor. Nicht immer, aber allermeistens.
Übung: Welches sind Deine liebsten Glücksgefühle?
Ich lade Dich dazu ein, gleich hier und jetzt eine kleine Übung zu machen, um Deinen Lieblingsgefühlen auf die Spur zu kommen.
Dazu kannst Du Dir entweder ein Blatt Papier nehmen oder Du lädst Dir das passende Arbeitsblatt hier hierunter. Dazu gibst Du einfach Deinen Namen und Deine E-Mail-Adresse ein:
Als Überschrift schreibst Du auf die linke Seite „Gefühl“, auf die rechte Seite schreibst Du „Beschreibung und Erfahrung“.
Jetzt suchst Du Dir aus der List der Gefühle von introvertiertem Glücklichsein die heraus, die Du besonders magst und schreibst einige davon mit Abstand untereinander in die linke Spalte.
Lass so viel Platz, dass Du auf der rechten Seite etwas mehr Text für Deine Beschreibung und Erfahrung mit diesem Gefühl unterbringst.
Vielleicht gibt es ja noch andere Gefühle, die Du für Dich als besonders glücksstiftend erlebst, dann setze diese in die Tabelle ein.
Nun nimmst Du Dir ein paar Minuten Zeit und schreibst Dir Deine Beschreibung und Erfahrung mit diesen Gefühlen auf.
Auswertung und Erkenntnisse
Im Anschluss kannst Du Dir diese Fragen stellen:
1. Wie kann ich mehr solcher Situationen erleben, in denen ich dieses Glücklichsein erlebe?
2. Welche Tätigkeiten sind es, die mir am meisten Freude bereiten?
3. Wie oft erlebe ich diese Tätigkeiten und mit wem?
Vielleicht bringt Dir diese kleine Übung ja die Erkenntnis, dass Du noch nicht genug Zeit mit den Tätigkeiten – mit oder ohne Beteiligung anderer Menschen – verbringst, die Dich introvertierte Glücksgefühle spüren lassen.
Jetzt bist Du Dir dessen bewusst und hast möglicherweise ein paar Ideen dafür bekommen, welche Tätigkeiten Du vermehrt erleben möchtest.
Wenn Du es ernst meinst mit dem Öfter-Erlebenwollen Deiner introvertierten Glücksgefühle, kann ich Dir sehr empfehlen, diese tatsächlich in Deinen Kalender einzutragen und die Termine auch einzuhalten.
Ich wünsche Dir viel Freude beim Planen und würde mich freuen, wenn Du mir von Deinen Erfahrungen in den Kommentaren berichtest.
Alles Liebe
Claudia
P.S.: Warum ich glücklich bin, introvertiert zu sein, hörst Du in dieser Episode von IntroPod
Möchtest Du benachrichtigt werden, sobald neue Blogartikel veröffentlicht werden? Dann trage Dich hier für eine wöchentliche Zusammenfassung ein: