Homeschooling nutzen für selbständiges Denken

denken

In diesen Tagen können wir an unseren Kindern hautnah beobachten, wie sie sich das Wissen aneignen, das laut Lehrplan in ihren Köpfen landen soll.

Anhand der Aufgaben, die per E-Mail oder iServ-Forum eintrudeln, dürfen sie sich den Stoff selbst erarbeiten. Denken ist dabei ausdrücklich erlaubt!

Am Ende sollen sie dieses Wissen möglichst so gut beherrschen, dass sie es bei einem Test auf Knopfdruck wiedergeben können.

Fehlerfrei, versteht sich, denn dann gibt es eine Eins!

Denker oder Wissensspeicher?

Du kannst Dich sicher noch an Deine Schulzeit erinnern, bei uns lief das ganz ähnlich ab.

Wissen haben wir uns kurzfristig erarbeitet, um es dann zu einem gewissen Zeitpunkt wieder auszuspucken.

Das sollte beweisen, dass wir den Stoff ab jetzt beherrschen.

Wenn wir heute zu diesem Lernstoff einen Test schreiben sollten, stehen die Chancen gut, dass wir vieles oder sogar das meiste davon vergessen haben.

Ist das jetzt schlecht? Ich finde nicht, denn schließlich haben wir uns ja nicht für den Beruf „Wissensspeicher“ entschieden.

Falls es unsere Aufgabe wäre, Wissen auf Knopfdruck zu liefern, hätten wir schon längst unseren Arbeitsplatz verloren.

Worauf es tatsächlich ankommt, ist das Denken.

Und das, so scheint mir, bekommen unsere Kinder eher selten in der Schule beigebracht.

Eltern als Denklehrer

Die Kunst des Denkens zu vermitteln ist auch nicht in erster Linie die Aufgabe der Schule.

Da sind eher wir Eltern gefragt und das können wir gerade im Homeschooling hervorragend mit unseren Kindern üben.

Wenn Du Kinder beobachtest, stellst Du fest, dass sie immer dann besonders stolz auf eine gelöste Aufgabe sind, wenn sie selbst die Lösung gefunden haben.

Sogar Kinder, die sich mit Hausaufgaben schwertun, wollen meistens nicht, dass wir ihnen die Lösungen vorgeben.

Sie haben Lust, selbst nachzudenken und sich die Lösung zu erarbeiten.

Je nach Temperament des Kindes spürst Du auch hier, dass unser Gehirn sich die Sache zwar so leicht wie möglich machen will.

Aber unterfordert werden möchte es auch nicht.

Balance zwischen Über- und Unterforderung

Gar nicht so leicht, da die Balance zu finden und das Kind dort abzuholen, wo es gerade steht.

Sobald die Aufgaben zu viel sind und es „den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht“, möchtest Du ihm wahrscheinlich helfen, um die Qual so gering wie möglich zu halten.

Andererseits darf es dabei etwas lernen, nämlich wie es durch eigenständiges Nachdenken zur Lösung kommt.

Für solche Momente ist Geduld gefragt und auch ein Stück weit Zurückstecken der eigenen Bedürfnisse.

Wir Eltern leisten gerade tolle Arbeit

Ich finde, wir als Eltern leisten gerade wirklich Großartiges, indem wir unseren Kindern als Aushilfslehrer bei den Aufgaben zur Seite stehen.

Homeschooling ist mit Kindern, die sowieso als Überflieger in der Schule unterwegs sind, etwas leichter zu durchstehen.

Auch wenn beide Elternteile zu Hause sind oder ältere Geschwister die jüngeren unterstützen können, gibt es mehrere Möglichkeiten, wie die Last verteilt werden kann.

Eine echte Herausforderung wird es für Alleinerziehende und bei Kindern, die besondere Unterstützung brauchen.

Mut zur Lücke

Falls Du zu dieser Gruppe gehörst, möchte ich Dir Mut machen.

Mut, dass Du im Grunde nichts falsch machen kannst, wenn Du das Ganze mit Liebe und Geduld angehst.

Mut, dass Du ruhig auch einmal Fünfe gerade sein lassen darfst.

Verabschiede Dich von dem Gedanken, alle Aufgaben schaffen zu müssen, wenn es Dir aus verschiedenen Gründen gerade nicht möglich ist.

Das Wichtigste in dieser Krise ist aus meiner Sicht, dass wir uns als Eltern viel mehr auf das gemeinsame Familienleben konzentrieren und möglichst viele positive Momente miteinander erleben.

Wissen können wir im Moment hinten anstellen, Denken und Fühlen ist wichtiger.

Stress niedrig halten, sonst wird es in Zukunft schwierig

Wenn wir jetzt bei unseren Kindern den Stress erhöhen und sie das Lernen zu Hause auf Dauer mit Stresserlebnissen verknüpfen, werden die nächsten Schuljahre schwierig für uns alle.

Geduld, Liebe und Leichtigkeit hingegen zeigen unseren Kindern, dass Denken und Fühlen wichtiger ist als Wissen.

Mit selbständigem Denken kommen sie ganz von selbst zu nachhaltigem Wissen, was ihnen auch dauerhaft zur Verfügung stehen wird.

Und ein gutes Gefühl beim Denken wird sie dazu ermuntern, ihre Aufgaben mit mehr Freude zu erledigen, als wenn wir versuchen, ihnen Druck zu machen.

Besseres Verständnis zwischen Eltern und Lehrer*innen

Falls Du Bedenken hinsichtlich des erwarteten Lernstoffs Deiner Kinder hast, kannst Du jederzeit Kontakt zu den Lehrer*innen aufnehmen.

Mit ihnen kannst Du besprechen, wie die Aufgaben besser zu bewältigen sind bzw. wie der Aufgabenberg reduziert werden kann.

Für die Lehrer*innen ist diese Situation genauso neu wie für uns und sie sind sicher dankbar, wenn wir uns mit ihnen abstimmen.

So wird ein gegenseitiges Verständnis für die Leistung der Eltern und Lehrer geschaffen, von dem wir wahrscheinlich noch profitieren werden, wenn wieder Normalität eingekehrt ist.

Ich wünsche Dir eine gute Zeit mit Deinen Kindern beim Homeschooling und dass Ihr einen Weg findet, der gut zu Euch passt.

Alles Liebe

Claudia

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