In der Verletzlichkeit wohnt die Stärke

Verletzlichkeit

Verletzlichkeit ist eine Stärke.

Das scheint zunächst ein Widerspruch zu sein.

Doch wenn Du Dich traust, Dich dem Thema anzunähern, erkennst Du, wieviel Wahrheit in diesem Satz steckt.

Stärke als Gegenteil von Verletzlichkeit?

Menschen möchten stark sein, Stärke besitzen, am liebsten sogar Stärke verkörpern.

Und je nachdem, welche Erfahrungen Du bisher in Deinem Leben gemacht hast, wurde Dir möglicherweise Stärke als Unverletzbarkeit verkauft.

Stärke scheint das Gegenteil von Verletzlichkeit zu sein und sie sogar auszuschließen.

Doch Stärke kann Dich nur dann unterstützen, wenn Du die Verletzlichkeit des Lebens anerkannt hast.

Denn bist Du auch noch so stark, die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, dass Du verletzlich bist, bleibt immer bestehen.

Du darfst verletzlich sein

Sobald Du anerkennst, dass die Stärke in der Verletzlichkeit wohnt, wird ein ungeheurer Druck von Deinen Schultern genommen.

Du darfst verletzlich sein, denn das ist genau das, was uns als Menschen ausmacht.

Als Menschen verstehen wir, dass wir im Grunde vollkommen dem Ozean des Lebens anvertraut sind.

Wir sind eine kleine Welle in diesem riesigen Wasserkörper und damit seinen Kräften ausgeliefert, die uns mal hierhin und mal dorthin tragen.

Damit kann uns jederzeit alles Mögliche begegnen, das uns verletzen könnte.

Vermeintliche Sicherheit erhöht die Fallhöhe

Die Stärke besteht darin, die Verletzlichkeit in ihrer Tiefe anzunehmen und damit ja zum Leben mit all seinen Facetten zu sagen.

Du kannst noch so viel trainieren, lernen, Dich versichern oder materielle Sicherheiten anhäufen.

All das wird Deine Verletzlichkeit nicht verringern.

Manchmal erhöhen Dinge wie materieller Besitz, Diplome, Auszeichnungen oder höchste körperliche Fitness sogar noch die Fallhöhe.

Dann hältst Du Dich für unverletzlich, bist dann aber umso stärker betroffen, wenn es Dich trifft.

Die Möglichkeit, verletzt zu werden, besteht immer

Die Verletzlichkeit lehrt uns, nichts für selbstverständlich zu nehmen und die Augen gegenüber der Gegenwart offen zu halten.

Sie lehrt uns auch, die überwiegenden Momente von Freude und Liebe zu genießen, die wir erleben dürfen.

Jeder Tag beinhaltet die Möglichkeit der Verletzlichkeit und damit wird jeder Augenblick, in dem wir spüren, Teil der Menschheitsfamilie zu sein und dazuzugehören, umso wertvoller.

Als Mensch bist Du immer Teil des großen Ganzen, der Natur, des Universums.

Und wir alle formen gemeinsam als verletzliche Teile ein wunderbar einzigartiges Gewebe aus Wesen, die niemals ohne einander auskommen können.

Andere verletzen, um sich zu schützen

Wenn Dir bewusst wird, dass nicht nur Du, sondern alle um Dich herum verletzlich sind, wird Dir vermutlich klar, wie selbstverständlich unsere Verletzlichkeit ist.

Sie eint uns, obwohl sie uns manchmal zu trennen scheint.

Manche von uns verletzen andere durch Worte oder Taten, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass sie Teil dieses wunderbaren Gesamtgewebes sind und sich damit auch selbst verletzen.

Oftmals sind gerade die vermeintlich Starken diejenigen, die am verletzlichsten sind.

Damit es nicht auffällt, wie verletzlich sie sich fühlen, projizieren sie ihre Ängste und unguten Gefühle nach außen.

Sie gehen vorsorglich auf Angriff und hoffen, sich so vor ihrer unvermeidlichen Verletzlichkeit schützen zu können.

Allerdings funktioniert das nicht und meistens finden auch diese Menschen früher oder später heraus, dass wir nur gemeinsam als Menschheitsfamilie bestehen können.

Das Ende der falschen Stärke

Sobald wir die Verletzlichkeit als Teil von uns nicht mehr verleugnen, können wir auch damit aufhören, anderen eine falsche Stärke vorzugaukeln.

Eine, die mühsam aufrecht zu erhalten ist und die sich über bestimmte Äußerlichkeiten oder Verhaltensweisen definiert.

Dann brauchst Du nicht mehr zu versuchen, es allen recht zu machen, allen zu gefallen, immer die Contenance zu wahren oder Dein Pokerface zu zeigen.

Du darfst zeigen, dass Du menschlich bist, Deine Fehler und Macken hast.

Daraus erwächst Deine Stärke, dass Du zu Deiner Verletzlichkeit stehst und sie als Teil Deiner menschlichen DNA begreifst, die untrennbar mit Deinem Sein verbunden ist.

Alle Menschen haben diese Stärke der Verletzlichkeit in sich und es ist sehr tröstlich zu wissen, dass wir alle über sie verfügen.

Ich wünsche Dir, dass Du Deine Verletzlichkeit als Stärke annehmen und all die Momente genießen kannst, in denen Du Dein Leben in Frieden erlebst.

Alles Liebe

Claudia

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