Kamingespräch mit Deiner Angst Teil 2

Als Du das Klopfen an der Tür hörst, bist Du bereit für ein Gespräch mit ihr, Deiner Angst.

Wie gestern verabredet, öffnest Du ihr und lässt sie eintreten. Sie geht zu ihrem Sessel von gestern und setzt sich hin.

Auch heute hast Du ein paar Scheite Holz in den Kamin gelegt und das Feuer entfacht.

Du setzt Dich ebenfalls hin und bemerkst, dass Du weit weniger Aufregung spürst als gestern.

Die Angst merkt, dass sie willkommen ist

Du hast Dir in der Zwischenzeit einige Gedanken gemacht und weißt jetzt, was Du sie fragen willst.

Die Angst spürt, dass Du Ruhe und Zeit für den Austausch mitbringst und fragt Dich, was Du von ihr wissen möchtest.

Du überlegst kurz und fragst sie dann, warum sie Dich nicht einfach in Ruhe lässt, statt ständig vorbeizukommen und anzuklopfen.

Sie erzählt Dir, welche Aufgaben sie hat

Sie soll Dich auf Dinge aufmerksam machen, die Dir sonst vielleicht entgehen.

Auch soll sie Dich dazu bringen, Dir über die Situation klar zu werden und Dir ein möglichst realistisches Bild zu machen, um daraus abzuleiten, was jetzt zu tun ist.

Sie hat noch viele weitere Punkte, die sie Dir nennen will und Du kannst sie in ihrem Redefluss fast nicht stoppen.

Da Du Dir möglichst viel von Eurem Gespräch merken willst, bittest Du sie um einen Gefallen.

Feste Verabredung: einmal am Tag darf die Angst vorbeikommen

Du verabredest mit ihr, dass sie im Moment einmal pro Tag zu einer bestimmten Uhrzeit bei Dir anklopfen darf.

Schließlich hast Du derzeit genug zu tun und kannst nicht ständig darauf lauschen, ob Deine Angst gerade vor der Tür steht.

Sie ist einverstanden, dass Ihr Euch ab morgen täglich um 20:00 Uhr trefft.

Falls Dir im Laufe des Tages Themen einfallen, zu denen Du ihr Fragen stellen willst, notierst Du sie Dir und Ihr besprecht sie.

Im Anschluss daran bekommt sie die Möglichkeit, Dir all das mitzuteilen, was ihr auf dem Herzen liegt.

Angst an sich ist nicht gefährlich

Die Angst wirkt beruhigt und auch Dir fällt ein Stein vom Herzen.

Der Angst ist es wichtig, dass sie gesehen und ernst genommen wird.

Mit Abweisung und Weggeschoben-Werden kann sie zwar umgehen, aber sie hat die Aufgabe, dann noch häufiger an die Tür des jeweiligen Menschen zu klopfen, um ihre Nachrichten zu überbringen.

Mittlerweile ist Dir auch klar, dass die Angst an sich gar nicht gefährlich ist.

Sie hat einfach die Aufgabe, Dich zu beschützen und Dir Hinweise zu geben, was Du in dieser Situation bedenken solltest.

Sie möchte Dir klarmachen, dass Du Deine Aufmerksamkeit erhöhen und umso besser auf Dich und Deine Lieben aufpassen darfst.

Manchmal lähmt sie, aber aus gutem Grund

Vielleicht hast Du die Angst manchmal als lähmend empfunden.

Damit liegst Du gar nicht so falsch, denn sie soll Dich dazu bringen, dass Du Dein Tempo bremst und mit Bedacht vorgehst.

Wenn Du Dich gut informierst und respektvoll mit der derzeitigen Krise umgehst, wirst Du daraus Verhaltensweisen ableiten können, die Dich in zukünftigen Situationen schützen.

Du bist froh, dass Du Deiner Angst die Tür und Deine Ohren für ihre Nachrichten geöffnet hast.

Für heute geht Deine Verabredung mit ihr zu Ende

Nachdem Ihr Euch ja für einen täglichen Besuch verabredet habt, darf sie morgen wieder vorbeikommen, falls sie Neuigkeiten für Dich hat oder falls bei Dir Fragen aufgetaucht sind, die Du ihr stellen möchtest.

Zum Abschied drückt sie Dir noch einen Brief in die Hand, den Du lesen sollst, wenn sie weg ist.

Du bedankst Dich bei ihr und bringst sie zur Tür.

Erleichtert setzt Du Dich vor Deinen Kamin und öffnest den Brief Deiner Angst.

Dort hat sie mit feiner Schreibschrift einige Punkte notiert:

Lieber Mensch,

danke, dass Du mir die Tür geöffnet hast, damit ich Dir meine Aufgaben näherbringen konnte.

Hier möchte ich noch einmal kurz zusammenfassen, was mir gerade am wichtigsten erscheint in dieser Situation:

1. Was immer auch passieren mag, Du kannst und wirst es bewältigen!
2. Habe Geduld mit Dir und Deinen Lieben!
3. Halte nach den Möglichkeiten Ausschau, die sich Dir bieten!
4. Sei für andere da und biete ihnen Deine Unterstützung an!
5. Achte auf Deine Gesundheit und überlege, wie Du in Zukunft noch gesünder leben kannst!
6. Werde Dir Deiner Prioritäten im Leben bewusst!
7. Laufe nicht vor Deinen Problemen davon, kümmere Dich jetzt um Dich!

Ich bin immer auf Deiner Seite und gemeinsam schaffen wir es, diese Herausforderung zu meistern. Bis bald!

Deine Angst

Die Worte strahlen für Dich das Gleiche aus wie die Angst selbst, wenn sie neben Dir sitzt und Du Dich an ihre Anwesenheit gewöhnt hast:

Ruhe und Gelassenheit.

Du weißt jetzt, dass es eine gute Entscheidung war, Dich mit ihr zu verabreden.

Ab jetzt kannst Du ihr bei Bedarf um eine bestimmte Uhrzeit pro Tag die Tür öffnen.

Du schreibst Dir Deine Fragen und ihre Antworten auf

Dafür empfehle ich Dir – wie fast immer – dass Du Dir ein Notizbuch und Stifte bereitlegst.

Darin kannst Du Dir tagsüber Deine Fragen an die Angst notieren, die Du dann abends mit ihr besprechen willst.

Manchmal braucht sie vielleicht ein paar Tage, bis sie Dir eine zufriedenstellende Antwort liefern kann.

Durch diesen Prozess wirst Du allerdings in den meisten Fällen aufschlussreiche Gründe erfahren, wofür ihr Klopfen an Deine Tür gut ist.

Ich wünsche Dir eine gute Beziehung mit Deiner Angst und dass Du sie als Unterstützung in Deinem Leben erfahren kannst.

Alles Liebe

Claudia

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