Loslassen als Entwicklungsschritt

Loslassen

Eines der schwierigsten Dinge, so scheint es, ist das Loslassen in allen seinen Formen.

Wenn Du diesen Gedanken auf den Kopf stellst, lautet er:

Festhalten an den Dingen scheint uns leichter zu fallen.

Dafür gibt es eine einfache Erklärung:

Das Gehirn liebt das, woran es gewöhnt ist und hält mit allen Mitteln daran fest.

Du könntest auch diesen Satz wieder herumdrehen und sagen:

Dein Gehirn mag keine Veränderung…

… und lässt erst dann los, wenn es muss.

Wenn Du das als Tatsache für Dich akzeptieren kannst, hilft Dir das schon ein kleines Stückchen weiter.

Sobald es hart auf hart kommt, wird sich Dein Gehirn vermutlich dennoch versuchen zu weigern.

Weil die neuronalen Bahnen so festgefahren sind, dass es einiger Anstrengung bedarf, sie zu lösen und neue anzulegen.

Auch hier findest Du die größte Unterstützung, indem Du Dir über den Vorgang bewusst wirst.

Besonders bei liebgewonnenen Gewohnheiten, Einstellungen oder Beziehungen ist das Gehirn kein bisschen daran interessiert, Dir das Loslassen einfacher zu machen.

Eine Geschichte über das Loslassen

Nehmen wir einmal an, Du bist daran gewöhnt, bei Deinem Lieblingsbäcker ein bestimmtes Brot zu kaufen.

Voller Vorfreude gehst Du in den Laden und fragst nach dem Brot.

Dieses Mal bekommst Du die Antwort:

„Tut mir leid, dieses Brot verkaufen wir nicht mehr. Wollen Sie stattdessen ein Neurezeptur-Brot mitnehmen?“

Wenn es Dir ähnlich geht wie vielen Menschen, kommt eine Rezepturänderung nicht gerade willkommen.

Weder jetzt noch später.

Schließlich hattest Du Dich so auf das Bewährterezeptur-Brot gefreut.

Vor einigen Jahren hast Du dieses Brot in der kleinen, alteingesessenen Bäckerei entdeckt.

Hier wird der Teig noch selbst hergestellt und das Brot nach echter Bäckerhandwerkskunst frisch gebacken.

Jeden Montag und Donnerstag holst Du es hier ab.

Und freust Dich auf den Duft und das Aroma dieses frischgebackenen, besonderen Brotes, das es sonst bei keinem anderen Bäcker gibt.

Eine kleine Katastrophe

Gut, ich habe untertrieben.

Es ist Dir nicht nur „nicht willkommen“, dass Dein Lieblingsbrot seine Existenz auf der Erde aufgegeben hat.

Nein, für Dich bricht gerade ein kleines Stück Deiner Welt zusammen.

„Ist doch nur Brot“, würde vielleicht ein Mensch sagen, der den einzigartigen Geschmack nicht zu würdigen weiß.

Es ist jedoch nicht nur der Geschmack und der Duft, der Dir fehlen wird.

Die kleine Bäckerei hast Du nur deshalb aufgesucht, weil sie eben dieses Brot hatte.

Allein die Vorfreude war schon den Umweg von ein paar Kilometern wert.

Möglichkeiten, mit dem Problem umzugehen

Jetzt hast Du mehrere Möglichkeiten, von denen Dich keine so recht begeistern kann:

  1. Du probierst doch mal das Neuerezeptur-Brot und hoffst, dass es wenigstens ähnlich schmeckt.
  2. Du verwickelst die Bäckereiangestellte in eine Diskussion und versuchst, sie davon zu überzeugen, dass der Bäcker das Bewährterezeptur-Brot unbedingt wieder fertigen soll.
  3. Du suchst ein Brot mit ähnlichen Qualitäten bei einem anderen Bäcker, allerdings gibt es in Deiner Stadt keinen weiteren, der noch selbst seine Teige herstellt. Du müsstest also in die Nachbarstadt fahren und Dein Glück versuchen.
  4. Du redest Dir ein, dass Du mit dem Verlust gut wirst leben können und tröstest Dich mit dem Gedanken an ein Eis.
  5. Du tust das, was Dir eventuell langfristig weiterhilft und lässt los, indem Du akzeptierst, dass Du dieses Brot nicht mehr wirst essen können.

So viele Gedanken um ein Brot?

Das Brot ist nur der Platzhalter für alle Dinge, die Du an seiner statt einsetzen kannst.

Sei es eine Gewohnheit wie Chips essen beim YouTube-Schauen, samstags bis in die Puppen schlafen oder mindestens zwei Stunden täglich auf Social Media vertrödeln.

Du kannst Dir auch vorstellen, eine Deiner Freudinnen zieht plötzlich in eine 800 Kilometer entfernte Stadt, Dein Kind möchte nach Australien auswandern oder Du verlierst von heute auf morgen Deinen Job.

Dein Gehirn wird Dir signalisieren, dass es überhaupt nicht glücklich ist mit der Veränderung.

Es mag, dass alles so bleibt, wie es ist.

Dein Gehirn empfindet es als Schmerz, wenn es eine Gewohnheit aufgeben soll.

Besonders dann, wenn es überraschende Veränderungen sind und Du das Gefühl hast, nichts tun zu können.

Unterstützung durch bewusstes Loslassen

Aber genau das ist es, was Dir hilft.

Du kannst etwas tun, und zwar bewusst loslassen.

Dir ist längst klar, dass nichts so bleibt, wie es ist und dass eine Entwicklung nur stattfinden kann, wenn sich Dinge verändern.

Das ist eine einfache Wahrheit, allerdings ist sie schwer zu beherzigen.

Sobald Du Dir der Dynamik bewusst wirst, kannst Du Dich für das Loslassen entscheiden.

Das macht es nicht weniger schmerzhaft, aber es fühlt sich eher so an, als hättest Du ein Mitspracherecht.

Und das hast Du, denn Du entscheidest, „Ja“ zu der Situation und der nachfolgenden Entwicklung zu sagen.

Ich wünsche Dir, dass Du nach und nach das Loslassen als Entwicklungsschritt annehmen kannst.

Und dass es Dir immer leichter fällt, wenn es soweit ist.

Alles Liebe

Claudia

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