
Introvertierte Bergziegen und Meisen
Natürlich braucht die Welt beide, extravertierte und introvertierte Vertreter der Spezies Mensch und nicht nur dieser Spezies.
Hast Du gewusst, dass es zum Beispiel auch introvertierte Fruchtfliegen, Hauskatzen, Meerkatzen, Bergziegen und Meisen gibt?
Innerhalb der Schöpfung auf dieser Erde hat sich bewährt, dass es in Gruppen von Tieren und Menschen eben beide Geschmacksrichtungen gibt.
Einmal die energischen, angstfreien Akteure und dann die beobachtenden, Muster erkennenden Denker.
Überleben als Gruppe braucht beide Seiten
Für das Überleben der Gruppe ist unbedingt notwendig, dass Beide Teil der Gruppe sind und ihre jeweiligen Fähigkeiten gemeinsam zum Wohl der Gruppe einsetzen.
Die Akteure gehen oft voran und probieren Verhalten aus, während Denker vorher die Muster und Informationen durchdenken und erst einmal abwarten.
So kann ein Akteur eher einem Säbelzahntiger in die Quere kommen als der hinter einem Baum versteckte Denker, der die Szene beobachtet und daraus seine Schlüsse zieht.
Vom Blickwinkel des „Survival of the fittest“ (natürliche Selektion) könnte es so aussehen, als hätte energisches und ungestümes Verhalten mehr Vorteile.
Doch „fittest“ wird auch mit „am besten angepasst“ übersetzt und das bedeutet, dass die Evolution diejenigen überleben lässt, die sich an ihre Umgebung besonders gut anpassen können.
Hier kommt dann Introversion ins Spiel
Ein Mensch, der mit hoher Sensibilität gegenüber Umwelt und Lebewesen ausgestattet ist, könnte durch seine Vorsicht und sein stärker beobachtendes Verhalten im Vorteil sein.
Impulsiv zu reagieren könnte hingegen teuer werden. Besonders dann, wenn es – wie damals bei unseren Vorfahren – darauf ankommt, wachsam zu sein und Energie einzusparen, da die Menschen ja nie genau wussten, wann sie wieder Nahrung in ausreichender Menge zur Verfügung haben würden.
Die Psychologin Elaine Aron hat festgestellt, dass Menschen mit hoher Sensibilität drei Fähigkeiten haben, die bei ihnen besonders gut ausgeprägt sind:
Sie vermeiden Gefahren, versuchen nicht zu scheitern und achten darauf, Energie nicht sinnlos zu vergeuden.
Dies setzt ein Nervensystem voraus, dass speziell darauf ausgerichtet ist, zu beobachten und schon kleinste Veränderungen zu bemerken.
Hochsensibilität
Seit Ende der 1990er Jahre gibt es einen eigenen Begriff für diese höhere Sensibilität, mit der Sinneswahrnehmungen vom Gehirn verarbeitet werden: Hochsensibilität.
Diese Bezeichnung hat Elaine Aaron eingeführt. Ihr Buch „Sind Sie hochsensibel?“ kann ich sehr empfehlen. Es ist ein Augenöffner für Menschen, die sich aufgrund der vielen Dinge, die sie intensiver spüren als andere, möglicherweise als „außerhalb der Norm“ einordnen.
Das Buch enthält neben einem Test auf Hochsensibilität und vielen Tipps auch die Theorie von Hochsensibilität und ist gerade für Introvertierte, von denen ca. 70% als hochsensibel gelten, eine wunderbare Quelle von Informationen.
Wieviele gibt es von uns Introvertierten?
Kommen wir jetzt zu dem Prozentsatz der Menschen, die eher introvertierte Merkmale zeigen.
Die Höhe dieser Kennzahl kommt ganz auf die Gesellschaft an, die sich in einem jeweiligen Land entwickelt hat.
Als typisch extravertierte Gesellschaften gelten zum Beispiel die USA, Brasilien, Kolumbien, Italien, Spanien oder Griechenland.
Zu den eher introvertierten Gesellschaften zählen Japan, Finnland, die Schweiz, Lettland oder Österreich.
Dann gibt es auch noch einige Länder, in denen eine gute Mischung von extravertierten und introvertierten Menschen lebt, dazu zählen zum Beispiel Canada, Deutschland oder auch Frankreich.
Nach Schätzungen leben in einem eher extravertiert geprägten Land ca. 20% Introvertierte, wohingegen in introvertierten Ländern gut 50% der Menschen als eher introvertiert gelten.
Falls Du in Deutschland, der Schweiz oder Österreich lebst, hast Du also als introvertierter Mensch ganz gute Voraussetzungen, dass Du artgerecht leben kannst.
Wertvolle Introversion
Da sich auch bei bestimmten Tierarten extravertiertes und introvertiertes Verhalten entwickelt hat, können wir davon ausgehen, dass wir so gemeint sind, wie wir angelegt wurden.
Aus meiner Sicht bringt Introversion viele Vorteile mit sich und ich hoffe, Du kannst das auch so sehen. Unter anderem haben wir die Aufgabe, Muster zu erkennen und aus unseren Beobachtungen empfehlenswertes Verhalten abzuleiten, das uns als Menschen zugute kommt.
Es ist wertvoll, dass es introvertierte Menschen wie Dich und mich gibt, die ihre Fähigkeiten, Ideen und ihre Sensibilität in die Gesellschaft mit einbringen, damit wir auf Dauer ein liebevolleres und stärkendes Miteinander leben können.
Genauso wertvoll ist es, dass es extravertierte Menschen gibt, die sich vorwagen und neue Dinge testen, die vielleicht sonst nie entdeckt worden wären.
Miteinander statt gegeneinander
Meine Hoffnung ist, dass wir nach und nach immer besser erkennen, dass wir miteinander und nicht gegeneinander arbeiten dürfen, wenn wir eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Nachfahren schaffen wollen.
Wenn wir es schaffen, uns gegenseitig so zu akzeptieren, wie wir sind und im nächsten Schritt sogar mit unseren Unterschieden wertzuschätzen, wird uns das auch gelingen.
Was schätzt Du an Deinen extravertierten Mitmenschen? Gibt es etwas, das Du von ihnen lernen möchtest?
Schreibe mir gerne einen Kommentar und lass uns darüber diskutieren.
Alles Liebe
Claudia
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