Wenn das Problem zu gut ist, um es hinter Dir zu lassen

Problem

Stell Dir vor, Du hast ein Problem, von dem Du Dich einfach nicht lösen kannst.

Um das Dilemma eines „guten“ Problems zu schildern, schauen wir uns einmal als Beispiel die folgende Situation an.

Wenn das Problem noch nicht problematisch genug ist

Du hast einen Job, den Du schon seit Jahren erfüllst.

Als Du damals den Anruf nach dem Bewerbungsgespräch erhalten hast, dass sich Dein neuer Arbeitgeber für Dich entschieden hat, warst Du sehr froh.

Du warst Feuer und Flamme für den Job, den Arbeitgeber und auch die Bezahlung war in Ordnung.

Während der Einarbeitungszeit haben sich sogar die Kolleginnen und Kollegen als nett herausgestellt und mit Deinem direkten Vorgesetzen kamst Du wunderbar klar.

Im Laufe der letzten Jahre haben sich dann einige Änderungen ergeben.

Du hattest öfter das Glück, die Abteilung wechseln und Dich so in verschiedenen Bereichen weiterentwickeln zu können.

Mittlerweile wurde Dein Unternehmen von einem größeren Konzern „geschluckt“ und nach einigen Umstrukturierungen ist vieles anders geworden.

Das Problem verdichtet sich

Einige der netten Kolleginnen und Kollegen haben das Unternehmen verlassen,

Dein Chef ist schon lange weg und Dein direkter Vorgesetzter ist nicht ganz so nett.

Trotzdem bist Du bisher Deinem Arbeitgeber treu geblieben und hast gute Arbeit geleistet.

Nach und nach merkst Du, dass Dir die zunehmende Kälte im Umgang miteinander, die immer hektischer werdende Umgebung, die wortlos vorausgesetzten Überstunden ohne Ausgleich irgendwie falsch vorkommen.

Zwar magst Du die Arbeit an sich noch gern, aber Deinen Arbeitgeber erkennst Du nach all den Änderungen nicht wieder.

Langsam, aber immer stärker, schleicht sich der Gedanke ein, ob es nicht an der Zeit wäre, Deinen Job zu wechseln.

Du überlegst Dir einen Ausweg

An einem Wochenende beginnst Du, Dir Anzeigen mit freien Stellen anzuschauen und stellst fest, dass es durchaus einige Möglichkeiten für Dich gäbe, eine ähnliche Stelle bei einem anderen Arbeitgeber zu finden.

Du denkst nach und beschließt dann, das Projekt „neuer Job“ auf die Seite zu legen, denn es würde einen gewaltigen Aufwand bedeuten, tatsächlich die Stelle zu wechseln.

Ein paar Wochen später gerätst Du mit Deinem Chef so aneinander, dass sich der Gedanke an den Jobwechsel sofort wieder in Dein Bewusstsein drängt.

Du überlegst Dir schon, wie Du ihm die Kündigung hinlegst und all die Herausforderungen und Probleme mit Deinem Chef hinter Dir lässt.

Am nächsten Tag haben sich die Wogen wieder geglättet und Du denkst, dass es doch gar nicht so schlimm war.

Der Aufwand scheint zu groß, um das Problem zu lösen

Fast beruhigt arbeitest Du weiter.

Bis zum nächsten Mal, wo die Auseinandersetzung Dir vor Augen führt, dass Du es wohl mit einem dauerhaften Unruheherd zu tun hast, falls Du Dich entscheidest, zu bleiben.

Das Problem ist Dir also bewusst:

Wenn Du am alten Job festhältst, wirst Du dauerhaft Stress mit Deinem Vorgesetzten haben.

Andererseits ist es noch nicht so schlimm, dass Du es nicht aushalten würdest.

Und bisher war Dein Arbeitgeber ja auch fair, hat Dich einigermaßen gut bezahlt und Dein Chef hat sich immer wieder beruhigt.

Das Problem ist zwar vorhanden, aber diese Arbeitsstelle hat auch ihr Gutes.

Es gibt viele Vorteile, am Problem festzuhalten

Du hast Dir in der Firma einen guten Namen gemacht, die Kolleginnen und Kollegen schätzen Dich und Deine Arbeit.

Du kennst Dich innerhalb der Firma bestens aus, da Du schon viele Jahre dabei bist und die Strukturen verstehst.

Als langjährige Mitarbeiterin hast Du einen relativ sicheren Arbeitsplatz.

Falls sich eine Änderung ergeben und das Unternehmen Mitarbeiter entlassen würde, hättest Du Anspruch auf eine Ausgleichszahlung aus dem Sozialplan.

Du weißt, was von Dir erwartet wird und was Du erwarten kannst.

Eine Veränderung bedeutet Unsicherheit

Eine neue Stelle würde bedeuten, dass Du die Sicherheit verlässt, an die Du Dich gewöhnt hast.

Erst einmal müsstest Du Dir eine neue Stelle suchen.

Dafür müsstest Du Deine Bewerbungsunterlagen auf den neuesten Stand bringen, neue Fotos machen lassen,  das Bewerbungsverfahren durchlaufen und Dich gegen eine Menge anderer Mitbewerber durchsetzen.

Dann würde die Einarbeitungszeit folgen und Du müsstest die Probezeit überstehen.

Weitere Unsicherheitsfaktoren sind das neue Arbeitsumfeld inklusive der neuen Kolleginnen und Kollegen und ob das neue Unternehmen gut genug aufgestellt ist, um die nächsten Jahre weiter am Markt zu bestehen.

Manche Probleme haben noch zu viel „Gutes“ an sich, so dass Du sie vielleicht gar nicht hinter Dir lassen willst.

Du kommst klar, bis die Situation kippt

Du lebst einfach mit dem Problem, das sich entweder wieder regelt, weil zum Beispiel der Vorgesetzte das Unternehmen verlässt und ein netter Vorgesetzter nachrückt.

Oder Du beschließt eines Tages doch, das Unternehmen zu verlassen, weil sich Dein Vorgesetzter so danebenbenimmt, dass Du Dir eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr vorstellen kannst.

Meistens hat es einen Grund, wenn wir ein Problem nicht einfach angehen.

Dann gibt es wahrscheinlich zu viele gute Dinge, die uns am Problem festhalten lassen.

Der Weg zur Lösung ist nicht immer gradlinig und braucht manchmal einfach mehr Zeit.

Oft gibt es noch eine andere Lösung

Beim Nachdenken über das Problem kann übrigens auch herauskommen, dass es eine andere Lösung gibt, an die Du noch gar nicht gedacht hast.

So könntest Du Dich zum Beispiel innerhalb der Firma für eine Stelle in einer anderen Abteilung bewerben.

Dann kannst Du dem Problem, also den Schwierigkeiten mit dem Vorgesetzten, sogar dankbar sein, weil Du durch die Versetzung in die andere Abteilung eine Gehaltserhöhung bekommen hast.

Ich wünsche Dir überraschende Lösungen für Deine Probleme!

Alles Liebe

Claudia

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